Friedhof Zehrensdorf

Wenn ein Mensch stirbt, irrt er herum und wird ein Geist. Es ist die Seele, die umherschweift. Diese Seele ist wie ein Lufthauch. Der Geist ist wie die Luft, die uns umgibt. Er kann überall hingehen.

(Bhawan Singh, Wünsdorf 1917/ 2007)

Der Friedhof

Besuch im November 2007 Der Friedhof in Zehrensdorf beherbergt unter anderem Gräber von 206 indischen Soldaten und Matrosen, die im 1. Weltkrieg als Kriegsgefangene in einem Lager nahe Zossen starben. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges war das Areal okkupiert von den sowjetischen Streitkräften. Die englische Kriegsgräberfürsorge war in dieser Zeit nicht in der Lage, den Friedhof zu pflegen. Der Toten wurden statt dessen mit einer Gedenktafel in Frankreich auf dem Friedhof Neuve-Chapelle gedacht. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands begann die Restaurierung des Friedhofes, die im Jahre 2005 abgeschlossen werden konnte. Quelle: www.cwgc.org

Der Warstone

>> Der Gedenkstein, gestiftet 1918 von der britischen Königin, stand auf dem englischen Teil des Ehrenfriedhofs Zehrensdorf. Mit seiner viersprachigen Inschrift erinnert er an die Hindus, Siks und Mohammedaner, die im 1. Weltkrieg im britischen Heer gedient und in deutscher Gefangenschaft gestorben waren. Sie waren in dieser Zeit im Wünsdorfer „Halbmondlager“ untergebracht, das nach Kriegsende aufgelöst wurde. In den Jahren nach 1945 waren sowohl der Ehrenfriedhof als auch der Zehrensdorfer Dorffriedhof fast völlig zerstört worden und von Wald überwachsen. Im Zuge der Erneuerungsarbeiten, die 2003 begannen, hatte die britische Kriegsgräberfürsorge den Ehrenfriedhof rekonstruiert, dabei aber Grab- und Gedenksteine neu anfertigen lassen. Aus diesem Grunde hat die britische Kriegsgräberfursorge den alten Gedenkstein dem „Förderverein Garnisonsmuseum Wünsdorf e.V.“ übergeben. So hat der „Warstone“ 2004 seinen Ehrenplatz neben dem Garnisonsmuseum Wünsdorf gefunden. Wir* (Förderverein Garnisonsmuseum Wünsdorf e.V.) wünschen uns, dass unsere Besucher diesen Stein als Mann- und Gedenkstein verstehen und ihn in Ehren halten. << Text entnommen der Schrift-Tafel neben dem originalen „Warstone“

Das Halbmondlager

Während des 1. Weltkrieges war das Osmanische Reich ein Verbündeter des deutschen Kaiserreiches. Am 15. November 1914 rief der Sultan-Kalif des Osmanischen Reiches die Muslime, die als Soldaten aus den Kolonien auf Seiten Englands und Frankreichs kämpften zum Djihad, zum Heiligen Krieg gegen ihre Kolonialherren auf und forderten sie auf, zu desertieren und auf die islamische Seite zu wechseln. Deutschland beteiligte sich an diesem Versuch, indem es das Halbmondlager und ein vergleichbares Lager (das Weinberglager) im nahegelegenen Ort Zossen einrichtete. Hier sollten die Gefangenen zum Überlaufen und zum Kampf gegen ihre Kolonialherren bewegt werden. Wichtigstes Instrument zur Überzeugung der islamischen Gefangenen war die Förderung der Ausübung islamischer Praktiken in diesen Lagern. So wurde etwa der Ramadan geachtet indem zu dieser Zeit die Verpflegungsrationen erst nach Sonnenuntergang ausgegeben wurden. Am 13. Juli 1915 wurde zudem im Halbmondlager die erste tatsächlich zur Religionsausübung gedachte Moschee auf deutschem Boden eingeweiht. Erst Ende der 20er Jahre wurde diese wieder abgerissen. Im Halbmondlager waren zudem auch Hindus und Sikhs untergebracht. Der Erfolg dieser Strategie ist umstritten, da nicht zu klären ist, zu wieviel Überläufern sie tatsächlich geführt hat. Verschiedene deutsche Ethnologen, Musikwissenschaftler und Linguisten nutzten die „praktische Gelegenheit“ und erforschten die Kulturen und Sprachen der im Halbmondlager gefangengehaltenen Menschen. Soweit bekannt, geschah dies auf freiwilliger Basis. September 2007 kam ein Film (The Halfmoon Files) in die Kinos, der Bild- und Tonaufnahmen aus dem Halbmondlager, die im Rahmen dieser Studien zur Zeit des 1. Weltkrieges gemacht wurden, zur Grundlage hat. Quelle: Wikipedia