Reise nach Baikonur (2019)

September 2019, eine vierköpfige Reisegruppe macht sich auf den Weg, um den Raketenstart der Sojus MS-15 am 25.09.2025 mitzuerleben. Das Besondere daran: dieser Start wird der vorerst letzte sein, der auf der originalen Gagarin-Plattform stattfindet. Nach dem Start wird die Plattform modernisiert.

Moskau

Früh ging es los, nach Schönefeld zum BER (dem alten) und nachmittags landeten wir in Moskau-Scheremetjewo. Die Tage in Moskau wurden genutzt für eine Stadtbesichtigung, den Besuch einiger interessanter Museen, dem Ismailowski Park (einen Trödel- und Souvenirmarkt, der meist nur am Wochenende geöffnet hat) und dem ВДНХ, der Allunionsausstellung. Ein Abstecher nach Monino ins dortige Luftfahrtmuseum durfte nicht fehlen. Und wir bekamen allerhand geboten!

Astana

Nächstes Zwischenziel war Astana, die Hauptstadt von Kasachstan. Spät abends fuhren wir vom Kasaner Bahnhof mit dem Zug los, überquerten die Grenze von Europa nach Asien, von Russland nach Kasachstan und kamen 2,5 Tage später in Astana an.

Der Wunsch, die Stadt zu besichtigen, wurde zu einer Geduldsprobe. Wir mussten lange laufen, eher wir eine Buslinie fanden, die Stadtrundfahrten anbot. Dabei erlebten wir das moderne Astana und staunten über die fantastische Architektur. Das Expo-Gelände und die dazugehörige Ausstellung in der Sphäre, die mindestens einen Tag für sich beansprucht, ist sehr zu empfehlen.

Kyzylorda – Baikonur

Von Astana aus flogen wir weiter nach Kyzylorda, der letzten Station vor Baikonur. Wir wurden dort von einem sehr kompetenten Reiseleiter empfangen und der offizielle Teil der Reise begann. Wir besichtigen die Stadt am Fluss Syrdarja und nach der Ankunft weiterer Teilnehmer der Reisegruppe starteten wir dann mit einem Bus in Richtung Baikonur, ca. 240 km lagen vor uns. Etwa 4 Stunden später in Baikonur angekommen, verteilte man die Ausweise, die uns die Anwesenheit auf dem Gelände des Kosmodroms erlaubten. Nach einem Abendessen ging es ins Hotel.

Der nächste Tag begann sehr früh, denn wir mussten pünktlich zum Rollout der Rakete am Platz sein. Wir verfolgten ihren Weg vom Hangar zum Startplatz. Was für ein Schauspiel!

Aralsee

Danach ging es für einige (wir waren dabei) aus der Reisegruppe zum Aralsee. Zwei Ranger brachten uns mit ihren SUVs durch die Steppe bis zu unserer Unterkunft für diesen Tag, mitten in einem Dorf in der Nähe des Aralsees. Wir wurden empfangen von einer ansässigen Familie mit einem sehr landestypischen Essen.

Der nächste Vormittag war dem Besuch des Aralsees und dessen Umgebung gewidmet. Unterwegs erklomm man mit dem Auto einige Hügel, wo wir Glimmer fanden, groß wie Handflächen. Und dann sahen wir den Aralsee, der sich langsam wieder auffüllt. Sehr langsam.

zurück nach Baikonur

Zurück in Baikonur trafen wir auf unsere Reisegruppe, die sich weiter vergrößert hatte. Wir besichtigen eine Schule, die die dortigen russischen Kinder in technischen und naturwissenschaftlichen Fächern ausbildet und so den Nachwuchs für das Personal in Baikonur sicherte. Es ist eine Auszeichnung, dort zu wohnen, zu arbeiten und seine Kinder in diese Schule zu schicken. Kasachische Landsleute dürfen nur unter strenge Regularien überhaupt nach Baikonur hinein.

Wir fieberten dem nächsten Tag entgegen, denn morgen sollte der Start der Sojus MS-15 stattfinden. Würde alles klappen?

Raketenstart

Der nächste Tag, der 25. September 2019, begann mit einem Besuch in einem Museum auf dem Gelände des Kosmodroms. Wir besichtigten die berühmte Tür, an denen sich alle Kosmonauten mit ihrer Unterschrift verewigten, wir saßen im Cockpit einer Buran und betraten die heiligen Hallen, das kleine Häuschen, das Juri Gagarin kurz vor dem Start beherbergte. Daneben stand das Häuschen von Sergej Koroljow, das wir uns ebenso ansehen durften. Aber auch Sigmund Jähn widmete man einen Teil der Ausstellung, was uns besonders berührte, denn erst 3 Tage zuvor verstarb der bekannte Kosmonaut zuhause in Strausberg.

Aber dann war es soweit. Der Countdown nährte sich dem Finale. Die Besatzung der Sojus MS-15 wurde zum Bäumchen pflanzen auf dem Gelände der Allee der Kosmonauten geschickt und empfing -gemäß des Rituals- den Segen eines russisch-orthodoxen Geistlichen. Danach fuhr die Crew zu ihrer nächsten Station (Anlegen der Raumanzüge, letzte Pressekonferenz, Meldung der Bereitschaft) und es begann der Einstieg in die Rakete, jeder bekam einen rituellen Klapps auf den Rücken.

Wir wurden zu einer Aussichtsplattform gebracht und sahen auf Monitoren zu, wie die letzten Vorbereitungen an der Rakete abgeschlossen wurden. Alles suchte sich den besten Platz zum Beobachten des Raketenstarts. Und dann ging es los …

Raketenstart in Bildern und als Video

Fazit

Diese Reise hat uns tief beeindruckt. Lange hat es gedauert, alle Eindrücke zu verarbeiten. Wir sind uns sicher, so eine Reise lässt sich nicht wiederholen. Es ist gut, sie gemacht zu haben. Und wer weiß schon, ob das zukünftig überhaupt noch gehen wird.

Im Gedenken an Wilfried

Fotos und Videos: Dieter Koslowski, Anja Ladenthin, Henry Bergmann, Wilfried Mühlisch