Sperenberg und Kummersdorf

Gut Kummersdorf bei Sperenberg

Kummersdorf

Oktober 2008 – wir fuhren nach Kummersdorf Gut, um uns das „Historisch-Technische Museum Versuchsstelle Kummersdorf“ anzusehen. Bis das Museum öffnete, hatten wir noch Zeit und besichtigten das Gelände, ein ziemlich intressantes Areal, wie wir feststellten.

Mit der Einführung von leistungsgesteigerten Geschützen mit gezogenen Rohren wurde der Schießplatz Berlin-Tegel zu klein und die Artillerieprüfungskommission (APK) forderte den Neubau eines größeren Übungs- und Erprobungsgeländes außerhalb des städtischen Bereiches. Die Wahl fiel auf den ca. 800 ha großen und überwiegend im Staatsbesitz befindlichen Kummersdorfer Forst und die entsprechende Entscheidung wurde im Jahr 1873 getroffen.Die Erschließung des Geländes begann mit dem Bau der Eisenbahnstrecke von Berlin-Schöneberg nach Kummersdorf. Am 15. Oktober 1875 wurde die Strecke eröffnet und es verkehrten täglich 2 Züge. Im Jahr 1877 wurde die Versuchskompanie der APK gebildet und anschließend zum neuen Standort Kummersdorf-Schießplatz verlegt und der Schießbetrieb begann. Der Schießplatz mit seinen vielfältigen Einrichtungen entwickelte sich in den folgenden Jahren auf einer Ausbaufläche bis ca. 3000 ha zu Deutschlands wichtigster militärischen Erprobungseinrichtung.

Quelle: www.museum-kummersdorf.de

In Kummersdorf-Gut befand sich vor 1945 das Heereswaffenamt der Wehrmacht, welches dort ein Entwicklungszentrum für neue Waffensysteme betrieb. Hierzu gehörte auch der Flughafen Sperenberg. So entwickelte unter anderen Wernher von Braun hier, bis zur Verlegung nach Peenemünde 1936, die Flüssigkeitsraketen A1 und A2. Aus Platzgründen konnten in Kummersdorf selbst jedoch keine größeren Raketen gestartet werden. Ab 1938 wurde in Kummersdorf auch auf dem Gebiet der Atomenergie geforscht. Am 16. Juli 1934 kamen Dr. Kurt Wahmke und 2 Techniker bei einer Triebwerksexplosion ums Leben. Seit Juni 2007 steht das Gelände der Heereswaffenversuchsanstalt unter Denkmalschutz.

Quelle: Wikipedia Wir besichtigten ein paar alte Gebäudereste und den ehemaligen Bahnhof des Areals. Die Königlich Preußische Militär-Eisenbahn verlief hier entlang und war war eine staatliche, vom preußischen Heer betriebene Bahnstrecke zwischen Schöneberg (heute: Berlin) und Kummersdorf, die später nach Jüterbog verlängert wurde. Das Museum bot einen interessanten Einblick in diese umfangreiche Geschichte. Wir hörten u.a. gerüchteweise, dass in Gottow, ganz in der Nähe also, eine Versuchsstelle existiert haben soll, die sich angeblich mit der Atomphysik befasst hat. Ob was dran ist, wir wissen es nicht. Was wir fanden, war ein moosbewachsenes unspektakuläres Betonteil, welches eher an eine Zisterne erinnerte, das mitten in der Pampa zwischen Moor und Wald vor sich hingammelte. Strahlungsmessungen führten uns auch nicht weiter.

Sperenberg, ehem. Flugplatz

Da der Museumsbesuch uns neugierig gemacht hat auf mehr Informationen, nutzten wir die Gelegenheit und meldeten uns für eine Führung über den ehemaligen Flugplatz Sperenberg an.

Der Flughafen Sperenberg war bis 1994 ein sowjetischer Militärflughafen in Sperenberg, auf dem große Flugzeuge wie zum Beispiel die Truppentransporter IL-76 und AN-22 fest stationiert waren. Er galt zeitweise als potentieller Standort für das Projekt des Großflughafens Berlin-Brandenburg. Das Gelände des Flughafens gehörte ursprünglich zur Heeresversuchsstelle Kummersdorf, wo bereits von 1870 an militärische Mittel auf ihre Nutzbarkeit untersucht und geprüft worden. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die umfangreiche Nutzung des Geländes weitgehend eingestellt. Ab 1958 wurde auf dem Areal von der DDR ein Flughafen errichtet, um den bereits existenten, größeren Flughafen Berlin-Schönefeld von dem militärische Luftverkehr zu entlasten und ausschließlich zur zivilen Nutzung zu verwenden. Dieser wurde von den sowjetischen Streitkräften bis zum Abzug 1994 genutzt.

Quelle: Wikipedia Die Führung war äußerst informativ und zeigte viele Einblicke in die Geschichte des Areals. Von den ersten Versuchsbauten im Jahre 1870 bis hin zur Gegenwart – alles ist auf diesem Gelände zu finden. Eisenbahnfreaks kommen ebenso auf ihre Kosten wie Achitekturbegeisterte oder auch nur einfach an der Geschichte des Geländes interessierte Besucher. Jede Monat werden von der „Bürgervereinigung Kummersdorf-Gut“ diese und weitere Führungen organisiert. Ein Besuch lohnt sich in jedem Fall!

Historisch-Technisches Museum – Versuchsstelle Kummersdorf

Kontakt: www.museum-kummersdorf.de